Raumluftdesinfektion

Raumluftdesinfektion

In der Vergangenheit diente der Einbau von Lüftungsanlagen vorwiegend dazu, einen gewissen Mindestkomfort innerhalb von Räumlichkeiten zu garantieren. Aktuell rückt zunehmend auch die Problematik der Hygiene in den Vordergrund. Aufgrund dessen steigen neben den Anforderungen an klimatisierte Luft auch die Ansprüche an die Reinheit von Lüftungskanälen und Formstücken. Speziell für Krankenhäuser, Arztpraxen oder Schwimmbäder sind regelmäßige Überprüfungen und Reinigungen nötig, um dauerhafte Keim-, Bakterien- und Moosfreiheit zu gewährleisten. Eine erhöhte Nachfrage besteht daher nach Lüftungsanlagen mit möglichst hoher Keiminaktivierungsrate und gleichzeitig geringem Reinigungs- und Wartungsaufwand.

Ein weiterer Fokus liegt auf dem Wohlfühlfaktor innerhalb öffentlicher Räume und Versammlungsstätten. Gerade für Verkaufsräume, Restaurants oder Schwimmbäder ist ein angenehmes Raumklima erfolgsentscheidend, da frische, konditionierte Raumluft das Wohlbefinden und somit das Kaufverhalten der Kunden steigert. Auch für Hotels, Schulen und andere Betreuungsorte ist ein gesundes Raumklima essentiell. Der Komfort eines Raumes ist jedoch auch von der farblichen Gestaltung abhängig. Über den dekorativen Beitrag hinaus übt Farbe einen direkten Einfluss auf das Verhalten und Wohlbefinden des Menschen aus. Längst ist bekannt, dass Farben eine beruhigende, entspannende aber auch anregende und konzentrationsfördernde Wirkung implizieren. Demnach genügt es nicht, wenn sich raumlufttechnische Anlagen dem jeweiligen Designkonzept nur anpassen. Die Anlage, sämtliche Formkörper und deren Erscheinungsbild sollen als Designelement dienen und die gewünschte Atmosphäre unterstützen und sogar verbessern.

In Zusammenarbeit mit der Prechtl Lufttechnik GmbH wurde in dem Forschungsprojekt „Entwicklung eines designoptimierten und keimreduzierten Lüftungskanalsystems“ ein Bestrahlungsmodul zur Inaktivierung von Keimen für den Einsatz in raumlufttechnischen Anlagen entworfen und getestet [Abb.1].


Abbildung 1: Schematische Skizze des Bestrahlungsmoduls mit zwei Filtereinheiten und zwei versetzt angeordneten UVC-Strahlern

Dieses wurde als ein leicht in eine Anlage zu integrierendes Kanalelement mit zwei Filtereinheiten zum Rückhalt von Partikeln sowie zwei UVC-Strahlern (254 nm Hauptemission, keine Ozonbildung) realisiert. Die verwendeten Quecksilberniederdruckstrahler besitzen eine hohe Strahlungsintensität mit Dosen von ca. 65 J/m², wodurch gängige Luftkeime zu 90% und mehr inaktiviert werden. Die installierten Filtereinheiten dienen als Begrenzung des bestrahlten Raumes und bieten somit ein Hindernis für in der Luft befindliche Partikel und Tröpfchen, sodass die daran adsorbierten Mikroorganismen länger der UVC-Strahlung ausgesetzt sind und somit höhere Bestrahlungsdosen erfahren.

Bei Kanalelementen aus verzinktem Stahlblech konnten die Keimgehalte der Luft um 80% – 90% reduziert werden. In Aluminiumkanälen wurden 75% – 85% der Mikroorganismen inaktiviert. Versuche mit Bestrahlungsintervallen von 1 und 2 Stunden ergaben, dass ein Dauerbetrieb der UV-Strahler zum einen zu einer größeren Entkeimung führt und zum anderen die Strahler schont, sodass ihre Lebensdauer nicht durch zu viele Ein- und Ausschaltvorgänge beeinträchtigt wird.

Basierend auf den erlangten Ergebnissen wurde neben dem Entkeimungsmodul für raumlufttechnische Anlagen ein Standgerät zur Raumluftentkeimung entwickelt und getestet. Das Portfolio der Firma Prechtl konnte somit um ein neues Produkt erweitert werden. Die GMBU e.V. unterstützt dessen Markteinführung mit verschiedenen Dienstleistungsmaßnahmen zur Beratung und Schulung im Bereich der Raumluftanalyse, sowie einsatzabhängige Wahl und Überwachung von UV-Strahlern.

Projektpartner: Prechtl Lufttechnik GmbH ; Innovent e.V. – Technologieentwicklung Jena

Laufzeit: 01.08.2018 – 31.07.2020

Förderträger: AiF Projekt GmbH